Auf dem Volberger Friedhof in Rösrath-Hoffnungsthal lebte zehn Jahre lang Kater Bruno. Im Frühjahr dieses Jahres wurde er, der nicht mehr gut sehen und hören konnte, von einem Auto überfahren und starb. Ich habe ihm einen „Nachruf“ gewidmet:
Kater Bruno
Du warst nicht auf Mäuse angewiesen, hattest Diener auf zwei Beinen, die dich in deiner stetig wachsenden Residenz mit Köstlichkeiten verwöhnten. Hier fandest du Freiheit und Geborgenheit gleichermaßen. Zu fürchten hattest du nichts in diesem Friedhofszuhause, das du mit Leben bereichertest. Falls es dir in den Kram passte, begrüßtest du einen Ankömmling neugierig, interessiert, um dessen Beine scharwenzelnd. Oder bevorzugtest den sturen Blick in eine andere Richtung. Ganz Katze eben: „Jetzt nicht!“ Niemand störte dich dabei, wenn dir die geschichtsträchtigen beschrifteten Zeugen aus Stein als Sonnenbank dienten. Entsprachen die Temperaturen nicht ganz deiner Vorstellung, nutztest du die Kühlerhauben geparkter Wagen zum Aufwärmen. Wie viele grabpflegende Nachkommen der hier Ruhenden genossen deine stille aufmerksame Gesellschaft! Wohlig ausgestreckt vor dem großen Tor warst auch du Genießer der Ruhe. In katzentypischer Haltung mit untergeschlagenen Vorderpfoten warst du andächtiger Beobachter der Welt außerhalb und innerhalb deines Reiches. Als Begleiter bedrückter Menschen auf ihrem Zug zur Trauerhalle, vorbei an Schwarzgewandeten trippeltest du über Gräber nebenher – tröstender Hoffnungsträger. Angespannte Stille und flackernde Kerzen weckten dein Interesse ebenso wie feierliche Töne einer Rede, und hielten dich nicht davon ab, einen von Kränzen und Blumenschalen gerahmten Sarg aus der Nähe zu inspizieren.
Du hast uns ein wenig davon verstehen lassen, wie Leben und Tod zusammengehören und es das eine ohne den anderen nicht gibt.
Diese Worte klängen in deinen Ohren zu pathetisch? Dann würdest du dich erhaben, weise – oder auch einfach nur gelangweilt – abwenden. Ganz Katze eben!